GERDA STEINER & JÖRG LENZLINGER

Tod - unser täglich Brot

Friedhof Forum Zürich, Friedhof Sihlfeld, 2022



«Tod – unser täglich Brot» vernetzt motivisch sorgsam ausgesuchte Grabobjekte aus der Sammlung des Bestattungsamts (unter anderem eine Sichel mit Ähren, ein Pferd im Pfluggeschirr, ein Rehkitz) mit unterschiedlichsten «Erinnerungs»-Broten aus ihrer eigenen Sammlung.

Seit einigen Jahren setzen sich Steiner und Lenzlinger intensiv mit dem Thema Brot und mit dessen geistigen wie leiblichen Bezügen auseinander. Brot ist universelles Symbol und Medium zwischen den Welten. Es ist das Produkt eines Kreislaufs zwischen Wachsen und Vergehen. Und Brot speichert Energie. In der Ausstellung «Tod – unser täglich Brot» bilden die beständigen Materialien der Grabobjekte einen fruchtbaren Kontrast zu den zerbrechlichen, getrockneten Broten (Brote für das Totenmahl, Brotschiffe für die letzte Reise, Brotkreuze, Seelenbrote aus Süddeutschland, Mexikanisches Totenbrot, Totenbeinli, Hostien und das Hungerbrot). Begleitet werden die überraschenden Kombinationen von kurzen Texten, die Erinnerungs-Geschichten des Brotes und des Weizens im Zusammenhang mit dem Tod erzählen.

Das Weizenfeld – die Verbindung zwischen Leben und Tod Vorbereitend zur Ausstellung haben Steiner & Lenzlinger auf der Wiese vor dem Forum zwischen Frühling und Sommer 2022 ein Weizenfeld angelegt. Für die Künstlerin, den Künstler bedeutet das Weizenfeld eine symbolische Transformation freigesetzter Energie: «Es gibt wohl kaum eine schönere Möglichkeit, Leben und Tod zu verbinden» (Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger). Mit Sicheln und Sensen abgeerntet wurde der Weizen aus dem Sihlfeld ins Mühlerama im Seefeld transportiert, wo er gemahlen und von den Künstlern zu Kunstbroten verarbeitet wurde, die wiederum Eingang in die Ausstellung «Tod – unser täglich Brot fanden.

Die Symbolkraft des Weizens ist in allen Kulturen und Religionen stark mit Leben, Tod und Trauer verknüpft. Wie kaum ein anderes Motiv symbolisiert das Weizenfeld das Leben, das entsteht, aber auch den Tod, den es bedingt. Das Brot als Symbol des Lebens kann nur durch die Zerstörung, den «Tod» des Weizenfeldes erschaffen werden.

Was wurde angebaut?

Unter Beratung der Getreidezüchtung Peter Kunz in Feldbach (GZPK) haben Gerda Steiner & Jörg Lenzlinger die Weizenmischung «Blé populaire» ausgewählt und zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz zum üblichen Weizenfeld, bei dem alle Pflanzen genetisch identisch sind und stark gedüngt werden müssen, hat Blé Population eine hohe Vielfalt und Resistenz bewahrt. Zusätzlich wurde eine sogenannte Ackerbegleitflora angebaut, bestehend aus Mohn, Ackerwildkräuter, Kornblumen, Leindotter, Linsengrün, Bohnen und vielen weiteren Gewächsen. Dies aus Gründen der Biodiversität und der Schönheit. Linsen und Bohnen sind ausserdem Stickstofflieferanten für den Weizen.

Juri Steiner & Reto Bühler Zürich, im Sommer 2022