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Heimatmaschine
Expo’02 Pavillon Heimatfabrik, Murten
LANDSCHAFT: Linkerhand lagern die Harnstoffsäcke, so wie der Bauer sie
als Dünger kauft. Der Harnstoff ist neben dem Regenwasser, welches
dahinter in den Fässern gesammelt wird, und dem Sonnenlicht, welches
durchs Dach hereindringt, der Rohstoff für die Heimatmaschine. Die
Harnstoffperlen werden gesiebt, bevor man sie in die Rohre der
Berieselungsanlage einfüllt, aus denen sie dann vom Himmel fallen und
schliesslich die Landschaft bilden. An den Berghängen sammeln sie sich,
lösen Lawinen aus und kullern in den Fluss, in dessen Wasser sie sich
auflösen. Dabei entsteht Kälte, welche für den Kristallisator genutzt
wird. Der Fluss ist ein geschlossener Kreislauf, der von einer Pumpe
angetrieben wird. Im Laufe der Zeit verwandelt sich das Wasser in eine
gesättigte Harnstofflösung und wird zur Nährlösung der Kristalle in der
Heimatmaschine.
HEIMATMASCHINE: Die Heimatmaschine ist ein lebendiger
Organismus, in seinem Adern -und Nervensystem pulsieren verschiedene
farbige Säfte. Pflanzen und Kristalle werden mittels Pumpen mit Wasser
und Harnstofflösung genährt. Der Kompressor (Lunge) versorgt die
Membranpumpen, welche wie Herzen funktionieren, mit Luftdruck. Die
Maschine ist hauptsächlich aus Überfluss- und Ausschussmaterial gebaut,
direktes Recycling und Secondhand-Waren kombiniert mit
hightech-Kompressor und Pumpen. Auf den Gestellen lagern Zutaten und
Gedanken, die zur Heimatproduktion benötigt werden.
Der Rohstoff Harnstoff der Heimatmaschine ist künstlich
hergestellt, er sorgt für das „Wirtschaftswachstum“ im Maschinenraum.
Dieses Wachstum passiert wuchernd und schwer kontrollierbar. Die
Veränderungen sind allerdings schleichend, es sind keine Explosionen,
aber sie machen vor nichts halt (Dornröschen). Der synthetische Rohstoff
ist selber ein Produkt der Wirtschaft, diese düngt sich somit selber
und treibt den Glauben an die Künstlichkeit weiter an. In der
Heimatproduktion verläuft nicht immer alles reibungslos. Zufälle, Fehler
und Pannen bringen die Maschine genau so weiter wie ein Volltreffer bei
den Zutaten. In diesem Labor des Erfinders müssen dauernd neue Zutaten
und Kreisläufe ausprobiert werden. Es blüht, fault, schlingt sich hoch,
wird von Läusen ausgesogen, kristallisiert, tropft, pulsiert,
verflüssigt sich wieder, verbrennt gurgelnd. Die Heimatfindung ist eine
lebenslange Arbeit.
KRISTALLISATOR: Raum der Sprachlosigkeit. In einem grossen
Plexiglaszylinder befindet sich gesättigte warme Harnstofflösung. Ein
geschlossener Kühlkreislauf lässt den Kristall tagsüber wachsen. In der
Nacht stoppt der Kühlkreislauf und der Kristall löst sich wieder auf.
Drei Umstände sorgen für die Kälte im Kühlkreislauf: Das Auflösen der
Harnstoffperlen in der Landschaft, die Wasserberieselung am Aquarium in
der Heimatmaschine und die Kühle der Nacht. Die Kristallisation hat die
Kraft, eine neue Ordnung zu schaffen. Durch den Akt des Denkens bilden
sich winzige kristalline Ablagerungen in unserem Gehirn. Während des
Träumens in der Nacht lösen sie sich teilweise wieder auf.
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